Direkt zum Inhalt springen

Haslen

586 m ü. M.

Das Strassendorf ist auf der rechten Seite des Grosstals im Gebiet des Freiberges Kärpf zwischen Hätzingen und Schwanden gelegen. Es besteht aus den Weilern Leu (früher Nesslau), Oberhaslen, Büel, Zus(s)i(n)gen und Mülibächli. Der Gemeindename bezog sich ursprünglich nur auf denjenigen Teil des heutigen Dorfes, welcher die Nordseite des Schuttkegels des Haslenbachs bedeckt. (Dieser erscheint bereits 1370 als Nes[s]lower bach.) Das Wort entstand aus der Fügung in has(a)lahe, was ?am Haselgebüsch? bedeutet und wohl auf den Staudenwald des Schuttkegels verweist. Einen ähnlichen Sachverhalt bezeichnet wahrscheinlich die Begriffszusammensetzung Nessel-Au. (Die Verkürzung zum heutigen Ausdruck Leu ist ein sprachliches Unikum im Glarnerland.) Schliesslich meint vielleicht auch Zussigen die Leute an der Zusse, was ein Name für die Pflanze canodium ist. Haslen war also um 1300 nur Teil des Tagwens Nesselowe.

In einer Schuldverschreibung der Glarner Landleute gegen Rudolph den Hofstätter von 1289 tauchte ein Burchhard von Hasle auf. Neuerdings wird in Erwägung gezogen, dass dieser verwandt oder sogar identisch war mit dem Freiherren Burkhard von Schwanden, welcher nach Ägidius Tschudis Schrift ?Chronicon Helveticum? bis im Jahre 1298 (unter anderem) im Besitz der Burgen Sola und Benzingen gewesen sein soll. Dies würde die (archäologisch nicht gesicherte) These unterstützen, wonach im ?Stüssihaus? in Zusingen Reste eines mittelalterlichen Turmes vorhanden seien. Es war zumindest das Stammhaus des Ende des 14. Jahrhunderts als Ratsmitglied der Stadt Zürich amtierenden Rudolf Stüssi, dessen gleichnamiger Sohn Bürgermeister der Limmatstadt war während des Alten Zürichkrieges. Auf diese Verbindung deutet noch das Hasler Gemeindewappen hin (1939 kreiert): Das schräg geteilte Feld mit den Farben von Zürich versinnbildlicht Zusingen, während der steigende Löwe und der Haselstrauch an die beiden Weiler Leu(!) und Haslen erinnern sollen.

Diese drei Siedlungen wurden erst im ausgehenden Mittelalter zu einem Hasler Tagwen (Bürgergemeinde) erhoben. Hierzu trug eine Bestimmung von 1471 bei, dass die von Nesselowe, Zusingen und Hasle sollend machen den Blattenensteg (Mühlibächli-Brücke). 1896 erfolgte die Loslösung von Haslen aus dem Wahlkreis Diesbach.

Anfänglich gehörte die Dorfschaft zur Kirche Glarus, seit dem Bau des Schwander Gotteshauses 1349 aber dorthin. (Dabei wurde der Ort Hasla erwähnt.) In Zusingen stand vor der Reformation eine St. Wendelinskapelle. Der angrenzende Wald heisst noch immer Kappeliwald. Seit 1528 ist Haslen mehrheitlich reformiert.

Schon im Mittelalter gab es in der Umgebung neben Klein- auch Grossviehzucht. Im Jahre 1370 ist in einem Gerichtsurteil über einen Rechtsstreit betreffend Holzmark unter anderem von denen von Hasle die Rede. Eine Holzgenossenschaft mit Hätzingen, Luchsingen, Leuggelbach und Nidfurn ist 1496 erstmals belegt; zu Waldteilungen kam es 1735 und 1800.

Im Jahr 1777 zählte man 137 männliche Glarner Bürger. Eine eigene Schule ist bereits acht Jahre später nachgewiesen. Am 4. Januar 1800 jedoch schrieb Agent Heinrich Hösli aus Haslen, dass in der Gemeinde weder Milch, Anken noch Erdäpfel in den Häusern zu finden seien, und die Leute, insbesondere Kinder, genötigt seien auszuwandern. 1839 wurde ein Schulhaus erbaut. 1873 entstand das heutige Primarschulhaus.

Mitte des 19. Jahrhunderts wohnten bereits 787 Personen in der Dorfschaft. Von 1887 bis zirka 1900 wurde die Verbauung des Hasler Bachs realisiert. (Ein Neubau ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts im Gang.) Wichtige Aufgaben der Gemeinde blieben überdies die Alp- und Waldpflege (grosse Sturmschäden 1990 und 1999).

Seit 1846 existiert eine mechanische Spinnerei und Weberei (1808 war die Gründung der Bartholome Jenny & Co. erfolgt); im Jahre 1868 waren 456 Personen dort beschäftigt. Heute gibt es zudem auf Gemeindegebiet ein Bauunternehmen, ein Kunststeinwerk, verschiedene Gewerbe- und neuerdings Dienstleistungsbetriebe. Dennoch sank die Einwohnerzahl zwischen 1960 und 1989 von 765 auf 531.

Auf der Auenalp besteht noch eine Ferienzone mit ganzjährig bewohnten Häusern. Die Alp Ennetsewen erlangte Berühmtheit durch die Landung des Ballonpioniers Eduard Spelterini alias Schweizer (1852?1931) aus Kirchberg-Bazenheid am 1. August 1900. Gleichentags war er von Rigi First an Bord des ?Jupiter? mit zwei Passagieren ?angelüftet?. Höchstleistungen erbrachte auch der Hasler Bürger Albert Zweifel, der um den Beginn der 1980er Jahre viermal Radquer-Weltmeister wurde.