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Elm

977 m ü. M.

Die höchstgelegene Talgemeinde des Kantons (982 m ü. M.) umfasst die Weiler Sulzbach, Schwändi, Müsli, Untertal, Vogelsang, Töniberg, Obmoos, Steinibach und Wald. Sie ist Ausgangspunkt diverser kleinerer Alpenübergänge sowie des Panixerpasses und bietet eine Rundsicht auf die Gruppen des Hausstocks, Vorab und der Sardona. Durch ein Felsenfenster am grossen Tschingelhorn scheint zweimal im Jahr die Sonne (und alle 19 Jahre der Vollmond, so geschehen im Jahr 2001) direkt auf den Kirchturm von Elm.

Unweit davon, an der Sandgasse, stand ein Wohnturm von möglicherweise säckingisch-habsburgischen Amtsleuten. Jedenfalls stammt die Mauerpartie des 1557 erbauten Hauses zum Gemsjäger am Weg ins (Elmer) Hinterland aus dem 13. oder frühen 14. Jahrhundert. Erstmals wurde der Ort im Säckinger Urbar genannt. Das Geschlecht der Elmer hingegen ist bereits 1289 in einer Schuldverschreibung der Glarner Landleute gegen Rudolf den Hofstätter in Walenstadt belegt. Es war wohl identisch mit demjenigen der Ulmer aus dem zürcherischen, schaffhausischen und süddeutschen Raum. Verbindungen ins Gebiet nördlich des Bodensees hatte auch Ritter Ludwig von Stadion, der habsburgische Vogt zu Glarus. Dieser besiegelte 1344 einen Vergleich zwischen den Tagwensleuten zu Mollis und jenen zu Elm die Alp Wichlen betreffend. Bei diesem Streit ging es zwar um Weiderechte am wirtschaftlich immer bedeutungsvoller gewordenen Panixerpass (bereits im Habsburger Urbar wird dieser mit dem romanischen Namen Vepch genannt); der Konflikt ist aber in erster Linie im Rahmen eines Herrschaftswandels zu sehen, welcher im 14. und 15. Jahrhundert im gesamten innerschweizerischen Raum beobachtet werden kann. Dass dies ein langwieriger Prozess war, zeigt zum Beispiel die Erhebung in den Adelsstand eines Friedrich Jakob Zentner aus dem Sernftal um 1460. Er hatte sich unter dem habsburgischen Kaiser Friedrich III. ausgezeichnet. Zentners Wappen glich demjenigen der Elmerfamilien (schwarzer Steinbock über rotem Fuchs, später Reh). Es war zudem Vorbild für ein später in Vergessenheit geratenes “Gemeindewappen“. Überdies gibt es Hinweise auf die Einwanderung von Walsern in das hintere Sernftal, welche zuerst im 13. und dann im 15. und 16. Jahrhundert erfolgte. So ist der am Panixerweg zu findende Name Jetz walserischen Ursprunges. (Er bedeutet mähbarer Grasfleck.) Zudem waren die Rhyner, Träger des heute meistvertretenen Familiennamens, ursprünglich Walser. Schliesslich existieren weitere romanische Alp- und Flurnamen wie “Camperdun“ oder “Ramin“. In Früher Neuzeit war Elm ein eigener Tagwen.

Ab 1273 war die Dorfschaft nach Matt kirchgenössig. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts sind zwei Kapellen nachgewiesen, jene zu St. Peter in Hintersteinibach und die andere zu St. Wendel bei Schwändi. 1493 ging die päpstliche Erlaubnis ein zum Bau einer Elmer Filialkirche, doch bereits 1528 wurde die Reformation mit einem Bildersturm eingeführt. 1594 kam es zur Loslösung von der Kirche Matt. Tauf-, Ehe- und Sterberegister werden (in dieser Abfolge) seit 1595, 1618 sowie 1670 geführt.

Alpwirtschaft (Schafhaltung) ist schon für etwa das Jahr 1000 nachgewiesen, worüber ein Alpmuseum auf Empächli orientiert. Auf Getreideanbau im Mittelalter verweisen eine Zehntenpflicht im Hintersteinibach und eine Mühle im Obmoos. Ausserdem gab es in den Reformationswirren Salzzüge über den Foopass. Im 17. Jahrhundert nahm die Alpsömmerung von Rindern für den Viehexport nach Oberitalien zu (Welschlandhandel), der 1750 in dieser Region seinen Höhepunkt erreichte. (1730 lebten 516 Personen im Dorf, 1789 bereits 765.) Eine Sust war beispielsweise das 1585/86 errichtete Grosshaus mit seiner Renaissance-Stube. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde auch die Baumwollspinnerei in Heimarbeit zum Erwerbszweig.

Das Suworowhaus (1671 renoviert, 1772 erweitert) verdankt seinen Namen einer Übernachtung des russischen Generals, bevor dieser am 5. Oktober 1799 mit seinem Heer den Panixerpass überquerte. Im selben Jahr wurde das Zentnerhaus aufgerichtet. Erst ab 1840 war die Gemeinde über eine Fahrstrasse mit dem Grosstal verbunden. 1850 wurden im Dorf 1 051 Personen registriert. In dieser Zeit entstand aber auch die Auswanderer-Siedlung New Elm in den Vereinigten Staaten.

1861 setzte am Tschingelberg intensive Gewinnung von Schiefer ein, der zu Schreibtafeln und Griffeln verarbeitet wurde. Unsachgemässer Abbau führte am 11. September 1881 zum Bergsturz, der in drei Schüben 114 Menschen, 83 Gebäude und 90 Hektaren Land begrub sowie das Schieferbergwerk vernichtete. 1927 musste das Schiefergewerbe eingestellt werden. Immerhin wurden bis 1985 in einem Einmannbetrieb Jass- und Schreibtafeln angefertigt (heute Schiefertafelmuseum). Kurz nach dem Bergsturz hatten Elmer Landwirte eine der ersten Viehzuchtgenossenschaften der Schweiz gegründet.

Im Jahr 1595 wurde festgehalten, dass der Dorfpfarrer die Kinder unterrichtete. Seit Mitte des 18. Jahrhundert existiert im Dorf eine eigene Schule, seit 1843 ein Schulhaus.

Schon 1547 findet das Wichlenbad Erwähnung, dessen Schwefelquelle bis zu seiner Verschüttung 1762 rege benutzt wurde. 1892 entdeckte man “im Gschwend“ ein stark eisenhaltiges Wasser; 1896 wurde der Verkehrsverein Sernftal ins Leben gerufen. Das 1898 eröffnete Kurhaus erlebte seine Blüte vor 1914. (Heute ist es das Altersheim der Kleintaler Gemeinden.) Nicht zuletzt wegen dessen Bau errichtete Elm ein Elektrizitätswerk. Die 1929 gegründete Mineralquellen Elm AG ist bis heute der einzige Industriebetrieb der Gemeinde, er wurde 1999 von der Pomdor AG übernommen.

Die touristische Erschliessung des Skigebiets am Schabell seit 1973, am Pleus seit 1982 und die Nutzung der Alp Wichlen ab 1978 als Panzerübungsplatz brachten wirtschaftlichen Aufschwung. (Die Sportbahnen Elm AG mit einer Gondelbahn, je einem Sechser- und einem Zweier-Sessellift und mehreren Skiliften, Schlittelbahnen und Wanderwegen bieten in der Wintersaison 90 Angestellten Arbeit.) Damit verknüpft wurden sowohl der Bau einer Umfahrungsstrasse sowie von 1971 bis 1999 eine Gesamtmelioration mit Aufwendungen für 56 Millionen Franken für Alp-Erschliessungsstrassen etc. Nicht umgesetzt wurde indes ein Projekt für einen Panixerpasstunnel. Immense immaterielle und materielle Kosten erwuchsen in der Gemeinde allenthalben nach Naturkatastrophen (so etwa 1840 durch einen Bergsturz in Hintersteinibach, dann aber auch nach den Lawinenwintern von 1935, 1940 und 1999; damals entstanden Schäden in der Höhe von fast fünf Millionen Franken).

Für die Erhaltung des Dorfbilds, welches von Holzhäusern geprägt wird, erhielt Elm 1976 eine Auszeichnung des Europarats und 1981 den Wakker-Preis. Hervorzuhebende Bauten sind etwa das Pfarrhaus von 1808, aber auch das Zwicky-Haus (erbaut 1595) und das Haus im Vorderauen (16. Jahrhundert). In den 1960er und 1970er Jahren wurde eine moderne Infrastruktur für Schule, Sport, Gemeindeverwaltung und kulturelle Zwecke geschaffen. Begutachtet werden architektonische Eingriffe ausserhalb der Schutzzonen jeweils von der Stiftung “Pro Elm“. Bei einer land- und alpwirtschaftlichen Nutzfläche von 4 600 Hektaren waren 1990 je 40 % der Erwerbstätigen im ersten und dritten Sektor tätig, die Einwohnerzahl betrug 791. Nicht weniger als 4000 Personen hatten am 23. April 1988 im Dorf den Doppel-Olympiasieg von Calgary der Skifahrerin Vreni Schneider gefeiert, es war ein Empfang unter vielen für die Seriensiegerin.