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Braunwald

1256 m ü. M.

Der Kur- und Fremdenverkehrsort liegt auf einer Bergterrasse westlich oberhalb von Linthal und Rüti. 1421 wurde der Begriff Brunwald erstmals schriftlich erfasst. Der Name bedeutet quellen- und waldreiche Gegend.

Der vom 12. bis 15. Jahrhundert im Sommer bewohnte Siedlungsplatz Bergeten (ca. 1600 m ü. M.) am Fusse des Ortstocks (2716 m. ü. M.) zeugt von Schaf-, Ziegen- und Rinderhaltung sowie von der Jagd. Diese Wüstung, im Volksmund Heidenhüttchen genannt, wurde 1971 archäologisch ausgegraben. Ein Hug Vogel wird in einer Urkunde von 1350 als Besitzer von Niederschwändi bezeichnet. Dabei wird berichtet, dass dessen Sohn von einem Schwyzer namens Köder im Euloch ermordet wurde.

Braunwald gehörte ursprünglich zum Tagwen Niederlinthal. 1690 und 1718 wurden der südlich des Brummbachs gelegene Teil Linthal, das Gros Rüti und der Rest Diesbach und Betschwanden zugeschieden. Ab 1725 bewohnten einzelne Familien Braunwald ganzjährig. Das 1780 gebaute «Führlihaus» steht seit 1973 unter Heimatschutz.
1839 entstand eine Schulgenossenschaft der Dorfschaft. Zwei Jahre später verliessen die Braunwalder Kinder das Betschwander Schulzimmer. Die damals eingerichtete Schule («Sackhäuschen», heute steht dort das Hotel «Tödiblick») erhielt 1857 ein eigenes Gebäude.

1875 erwarb die im selben Jahr gegründete Waldkorporation Braunwald Waldrechte des Tagwens Rüti. Sie bildete die Urzelle der 1939 geschaffenen Orts-, Bürger- und Wahlgemeinden Braunwald. Anlässlich der Erstellung eines Bergweges Rüti–Braunwald wurde 1895 die noch existierende Wegkorporation erstmals einberufen. Die seit 1981 bestehende Entwässerungskorporation hat ihre Wurzeln in der Zeit ums Jahr 1902 (Bau der Braunwaldbahn, BrB, und des Hotels «Bellevue»), als man den gleitenden Untergrund des südlichen Teils der Braunwalder Terrasse bemerkte. Im Raum Grantenboden gibt es nun ein grosses Entwässerungswerk. Dennoch drohte im März 1999 die alte Deponie Braunwalds nach Rüti zu rutschen, welche 1978 geschlossen worden war.

Molkenkuren wurden erstmals 1844 angeboten. Aus dem 1856 erbauten Wirtshaus «Niederschlacht» entwickelte sich ein renommiertes Erstklasshotel («Waldhaus»). 1896–97 entstand das Lungensanatorium (nach 1985 Höhenklinik Braunwald, seit 2003 Teil der Reha-Clinic Zurzach, Baden, Braunwald) auf Initiative der Gemeinnützigen Gesellschaft des Kantons Glarus. .

Nach 1898 gab es im Bauernhaus und Restaurant «Alpenblick» von David Heiz eine Postablage. Ums Jahr 1900 zählte man 155 Einwohnerinnen und Einwohner, welche noch fast ausschliesslich in der Landwirtschaft tätig waren.

Der 1902 erbauten Materialseilbahn Rüti–Braunwald folgten 1907 die Eröffnung der Standseilbahn Linthal (Stachelberg)–Braunwald sowie der Hotels «Alpenblick», «Grand Hotel (Bellevue)» und «Alpina». Initiatoren des Bahnprojektes waren Textilfabrikant Albert Bebié und Josef Durrer, Bahnbau-Unternehmer und Gründer des «Grand Hotel». 1908 entstand als erstes Geschäft der Bazar, heute «Kessler Sport». (Letzterer fertigte 2002 das Sportgerät an von Olympiasieger Philipp Schoch im Snowboard-Parallel-Riesenslalom.) Es folgten das Hotel «Tödiblick», die Pension «Koller» und das «Ahorn» sowie in der neueren Zeit das Restaurant «Uhu», das Hotel «Cristal» beim Skischulplatz etc.

Ende 1928 begann die erste Wintersaison. (Der Betrieb der BrB in der kalten Jahreszeit wurde eingeführt und das Eisfeld eröffnet.) 1941 gab es den ersten Transport durch den Skilift Hotel «Niederschlacht»–Bödeli. Die Gemeinde umfasste damals bereits 327 Personen. Im selben Jahr erfolgte die Gründung der Diakonischen Schwesternschaft Braunwalds, die bis zum Jahr 2000 das Erholungshaus «Bergfrieden» und die Sonderschule «Flueblüemli führte sowie die «freie Schule» Braunwald trug.

Kirchlich ist das Dorf seit der Loslösung von Betschwanden 1941 eine reformierte Kirchgemeinde (1904 baute man eine Bergkirche beim Sanatorium, 1962–64 ein kirchliches Zentrum) beziehungsweise Teil der katholischen Pfarrei Linthal (1950 weihte man eine Kapelle). 1899 hatte Betschwanden den Protestanten auf der Bergterrasse Braunwald das Glöckchen geschenkt, welches 1388 zur Schlacht von Näfels geläutet haben soll.

Die touristische Infrastruktur wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark erweitert: kurze Zeit vorher hatte man die Sesselbahn Gumen fertiggestellt, 1969 diejenigen zum Seblengrat. 1967 war eine neue BrB-Bergstation mit Post und Verkehrsbüro eingeweiht worden. 1974 kam es zur Pisten-Erschliessung durch die Gondel- (als Ersatz für den Funischlitten) respektive 1991 die Gruppenumlaufbahn Grotzenbühl. 1951 waren erstmals Curlerinnen und Curler in Braunwald im Rink anzutreffen, ein Jahr vor der Gründung des Curling-Clubs. 1978 eröffnete man ein Hallenbad, seit 1982 besteht ein direkter Anschluss der BrB an die SBB. Nach 1997 fuhr die vierte Generation der Standseilbahn. Die älteste betriebene Quersitz-Sesselbahn der Schweiz zum Gumen erhielt 1999 ein neues Förderseil. Im Jahr 2001 jedoch wurde die wirtschaftliche Situation der BrB derart schlecht, dass sie nur noch dank einer Übernahme durch den Kanton gerettet werden konnte.

1990 hatten nicht weniger als 80 % der in der Gemeinde Erwerbstätigen im Dienstleistungs-Sektor (vorwiegend Tourismus) gearbeitet, während insgesamt 478 Einwohnerinnen und Einwohner gezählt wurden. (Bereits 30 Jahre zuvor hatten fast ebenso viele Leute im Ort gewohnt.) Im Jahr 2000 endete eine 60 Jahre dauernde Ära von Vater und Sohn Jacques Streiff, Hoteliers, imGemeinderat von Braunwald. Letzterer amtierte dort 22 Jahre lang, davon 15 Jahre als Präsident.

Der 1909 ins Leben gerufene Verkehrsverein, der nachmalige Braunwalder Tourismus, wurde auch Ende des 20. Jahrhunderts aufgelöst.

Deren wichtigster Grundsatz ist die Unabhängigkeit Braunwalds vom Automobilverkehr. Zudem finden seit 1936 jährlich Musikwochen im Juli statt. 1971–75 legte man einen alpinen Prüfgarten an mit rund 500 Rosenarten. Im Winter sind rund 32 km Skipisten und 17 km Wanderwege präpariert. Ein Klettergarten wurde 1995–2002 an den Südwänden der Eggstöcke (oberhalb Gumen) eingerichtet. Ein Lehrpfad zeigt neben den ökologischen auch geschichtliche und wirtschaftliche Aspekte des Dorfes auf. Das Familienangebot beinhaltet das seit 1994 erste begehbare Märchen der Schweiz; die Geschichte vom Zwerg Bartli schuf nämlich in den 1940er Jahren Lorly Jenny in Braunwald. Nach 1990 bemalten Braunwalder Schulkinder die Dorf-Hydranten mit Zwergenmotiven. Dies ist Teil eines Dorfgestaltungsprogramms, in dessen Rahmen 1999 die Strassenbeleuchtung durch Laternen ersetzt wurde und ein Jahr später Glarner Künstler bei einem Holz-Skulpturen-Wettbewerb die Geschichts- und Sagenwelt des Kantons darstellten. Um die Jahrtausendwende war die Bergterrasse Austragungsort des Glarner-Bündner-Schwingfestes. Der Volksliederchor Braunwald pries damals mit dem «Bruuwaldlied» den Ort.